Legenden der Pelagia: Festschrift für die XXXIV versammlung Deutscher philologen und schulmänner zu Trier im auftrag der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-universität zu Bonn

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Universitäts-buchdruckerei von C. Georgi, 1879 - 58 Seiten
 

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Beliebte Passagen

Seite i - ... dem volk ins herz gewachsen war, selbst in sich aufnahm. Man wechselt das innerste nicht wie ein kleid. Die alten Opferstätten konnten geschlossen, dem...
Seite xxii - Aber die legendarischen variationen desselben sind auch nicht weiterhin verbreitet, sondern gehören einem scharf sich abhebenden gebiete, dem syrischen winkel des mittelmeeres an. Eine semitische Aphrodite war hier altheimisch und hatte auf dem gegenüber liegenden Kypros schon frühe cultusstätten gefunden. Sie ist es, der die taube heiliger vogel war, die in mehreren unserer legenden, so auch in Nonnos' traumgesicht bei Jakob (6, 20 f.) stellvertreterin der göttin ist.
Seite i - Die philologische Welt, bei der ein grammatisches Anekdoton, auch das dürrste, günstiger Aufnahme gewiß sein darf, wird einer kirchlichen Legende, und wäre sie die lieblichste Novelle, nur verächtlich begegnen und sie unbesehen in den Winkel stellen. Dem Durchschnittstheologen kann man es noch weniger verargen, wenn er für Legendenliteratur kein Interesse zeigt, er hat eine instinktive Abneigung gegen Apokrypha: es war am Ende nicht so ganz unrichtig, wenn man auf der Angelicana meine Beschäftigung...
Seite xxiii - Wer erinnert sich nicht der bewaffneten Aphrodite, die noch in werken der vollendeten kunst die spuren des orients trägt? wer nicht der Omphale? Selbst der bart der Amathusia ist nicht eine bloss locale sonderbarkeit, er wiederholt sich zu Rom an der Venus Calva, und ist noch frommen frauen und mädchen der legende gewachsen, wenn sie inbrünstig um hilfe gegen männliche Zudringlichkeit gebetet, zu Rom der hl. Galla, auf der pyrenäischen halbinsel nach punischer...
Seite xxiii - Wallis59 die h. Kümmernuss verehrt, zu deren bärtigem schnitzbild die mädchen vor der hochzeit beten. Frühzeitig sind die vorstellungen und mythen dieser semitischen Aphrodite auf die heroinengestalt der SEMIRAMIs übertragen worden. Auch sie galt als eine buhlerin. Ihre sage, wie Diodoros sie gibt, hat vermöge ihres alters und als ersatz der für uns verschütteten göttersage auch- in diesem Zusammenhang interesse. Die göttin Derketo von Askalon hatte sich mit einem schönen Syrer vergangen....
Seite ii - ... darboten, scheute man sich zuweilen nicht, den verjagten Göttern selbst die Hintertüre zu öffnen: ein Epitheton des Gottes zum Eigennamen umgewertet oder etwas umgebildet gab den Heiligen, den man suchte. Aber der Inhalt von Sage und Vorstellung, den die zerschlagene Form umschlossen hatte, floß nicht zu Boden, sondern sammelte sich in die neue Schale. Es war Sache der Kirche, ihn durch christlichen Zuguß zu verdrängen oder zu zersetzen.
Seite i - Wandelungen sich vollziehen, in die neuen formen, mochten die priester es in weiser politik belördern oder nur dulden. Die versuche , heidnische Weltanschauung mit den glaubenssätzen der neuen kirche auszugleichen, sind kaum jünger als die gründung der ersten gemeinden auf heidnischem boden. Ein grossartiger assimilationsprocess hat sich besonders im vierten Jahrhundert vollzogen. Je weiter die thore der kirche sich aufthaten um die wachsende menge neubekehrten...
Seite i - Legendenhandschriften als preußische Spionage beargwöhnte. Das alles weiß ich, und doch wage ich Legenden der heiligen Pelagia ohne Entschuldigung vorzulegen. Denn es scheint mir an der Zeit, daß die Philologie auch diesen Ausläufern des klassischen Altertums Aufmerksamkeit zuwende und sie zur Aufklärung des ihr eigenen Gebietes verwerten lerne.
Seite x - ... hüten und soll reichen lohn haben. Das missverständniss ist rasch berichtigt ; und ihrem brennenden wunsch nach der taufe kommt der himmel selbst entgegen : vor des bischofs füssen that sich ein quell lebendigen wassers auf, und darüber erschienen lichtgestalten des himmels. Ihr kostbares kleid und geschmeide legt sie in die hand des geistlichen, und nach kurzem besuch bei der amme kehrt sie innerlich frohlockend zurück. Die mutter sieht die verwandlung mit entsetzen, bietet truppen des...
Seite xi - Von der liebe zum heiland ergriffen und mit dem wünsch der taufe verliess sie das eiternhaus und unter dem vorgeben ihre amme aufsuchen zu wollen verfolgte sie den weg nach Tarsos, von zweien ihrer sklaven Charisimos und Neophytos begleitet, ein engel gottes führte ihr auf dem weg den bischof Athanasios aus Tarsos entgegen. Da wasser nirgends zu finden war, sprudelte auf des bischofs gebet ein quell aus dem boden, womit sie und ihre diener getauft wurden. Als sie dann zurückkehrte, verweigerte...

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