Die sagen des Elsasses: getreu nach der volksüberlieferung, den chroniken und andern gedruckten und handschriftlichen quellen, gesammelt, Band 1

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J. H. E. Heitz, 1892
 

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Häufige Begriffe und Wortgruppen

Beliebte Passagen

Seite vi - Die Volkssage will mit keuscher Hand gelesen und gebrochen sein. Wer sie hart angreift, dem wird sie die Blätter krümmen und ihren eigensten Duft vorenthalten. In ihr steckt ein solcher Fund reicher Entfaltung und Blüthe, dass er auch unvollständig mitgetheilt in seinem natürlichen Schmuck genugthut, aber durch fremden Zusatz gestört und beeinträchtigt wäre.
Seite 109 - ... Als er einst wieder prahlte, meinte eine alte Frau, sie würde es fertig bringen, daß er sich fürchte. Der Mann lachte und vergaß bald die Drohung. Als er eines Nachts nach Hause ging, sah er plötzlich an seiner rechten Seite eine große Katze, die ihm beständig folgte. Mehrere andre schlossen sich nach und nach an. Der Mann hatte einen schweren Stock in der Hand, wagte jedoch nicht zu schlagen, da es Unglück bringt, wenn man eine Katze mit der rechten Hand schlägt. Erst als er die Haustür...
Seite 99 - Auch deutsche Sagen haben die Erinnerung an derartige Kinderopfer gegen Landesplagen erhalten. So bringt Stöber folgende elsässische Sage bei: , Die Wasser des weissen Sees im Urbisthale waren zu einer Zeit von wüster, grauschwarzer Farbe überzogen, und am Ufer ringsumher standen die Blumen und Bäume welk und dürr; die Fische trieben todt auf der Oberfläche hin; kein Vogel kam, sich am Strande zu baden, und eine bösartige Seuche wüthete im ganzen Lande.
Seite 24 - Weingeigerlein (Wigigerle) lustig drauflosfiedeln, dabei auch Gläserklirren und Tanzen im Innern des Berges. Soll es jedoch ein schlechtes Weinjahr geben, so vernimmt man nur manchmal einzelne klagende Saitenklänge, und in und um den Hügel her scheint alles öde und traurig.
Seite 76 - ... Mündlich. 20 Bei Pfeffel in Colmar war ein Kind im Hause, das wollte nie über einen gewissen Flecken im Hausgarten gehen, auf dem seine Kameraden ruhig spielten. Diese wußten nicht warum und zogen es einmal mit Gewalt dahin; da sträubten ihm die Haare empor und kalter Schweiß brach aus seinem 25 Leibe. Wie der Knabe von der Ohnmacht endlich zu sich kam, wurde er um die Ursache befragt, wollte lange nichts gestehen, endlich auf vieles Zureden sagte er: »Es liegt an der Stelle ein Mensch...
Seite 109 - ... hinein und sagte den Leuten, sie sollten hinaus gehen und ihr Lamm hineinführen. Die Leute erschraken, sagten, es wäre nicht ihr Lamm, sie wollten auch dasselbe nicht und löschten augenblicklich das Licht aus. Derselbe Mann, damals Scharwächter des Dorfes, sagte oft, er fürchte nichts, weder den Teufel noch Gespenster. Als er einst wieder prahlte, meinte eine alte Frau, sie würde es fertig bringen, daß er sich fürchte. Der Mann lachte und vergaß bald die Drohung. Als er eines Nachts...
Seite 33 - Adventzeit um die mitternächtliche Stunde eine schlanke, mit Türmen und Kuppeln geschmückte Kirche emporsteigen, welche das Volk als die Geister- oder auch als die Nebelkirche zu bezeichnen Pflegt. Sie scheint nicht auf festem Boden zu stehen, denn ihre Türme bewegen sich leise bald hier bald dorthin, zwei weißen durchsichtigen Schleiern ähnlich. Man sagt, es sei diese Kirche, da eine große Volksmenge Heil und Zuflucht gesucht...
Seite 28 - ... Mülhauser Mundart; aber er brauchte Wörter, welche längst in Abgang gekommen waren. Der Torwächter führte ihn aufs Rathaus. Er nannte daselbst seinen Namen — es war der eines bekannten, aber ausgestorbenen Geschlechte — , er fragte nach Braut und Anverwandten, aber niemand wußte von ihnen.
Seite 75 - sein Herz liegt nun wieder an dem Herzen seines Vaters!" Hugo hatte Mühe, seine Sinne zu fassen. Sein Glück war unaussprechlich. Er blieb noch einige Wochen bei seinem Sohne und kehrte sodann mit seinem Segen nach Egisheim zurück, wo» er die letzten Jahre seines Lebens im Gebet und Wohlthun gegen Arme und Notleidende zubrachte.
Seite 74 - Leben schaffeil wollen. Mehrere Tage verschloß er seinen Trübsinn im Herzen, bis derselbe endlich in Verzweiflung und in Groll gegen sein einziges Söhnlein ausbrach. Da ließ er seinen Jäger rufen, bot ihm Gold und befahl ihm, den jungen Bruno mit sich in den Wald zu nehmen und ihm, wenn er sich's nicht...

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