Herders sämmtliche Werke, Band 2

Cover
Weidmann, 1877 - 386 Seiten
 

Ausgewählte Seiten

Inhalt

Andere Ausgaben - Alle anzeigen

Häufige Begriffe und Wortgruppen

Beliebte Passagen

Seite 230 - Und was für eines neuen? Eines französierenden; ohne zu untersuchen, ob dieses französierende Theater der deutschen Denkungsart angemessen sei oder nicht. Er hätte aus unsern alten dramatischen Stücken, welche er vertrieb, hinlänglich abmerken können, daß wir mehr in den Geschmack der Engländer als der Franzosen einschlagen...
Seite 13 - Allein die Stelle eines solchen Sprachforschers ist freilich schwer zu besetzen, weil in sie ein Mann von drei Köpfen gehört, der Philosophie und Geschichte und Philologie verbinde...
Seite 25 - Was muß es der Denkart für Form geben, daß sie sich in, mit und durch eine Sprache bildet, da wir jetzt durch das Sprechen denken lernen?
Seite 41 - So wie überhaupt in ihrem Lande sich die alten Moden und Gebräuche länger erhalten; da sie durch die Alpen und den helvetischen Nationalstolz von den Fremden getrennt sind, so ist ihre Sprache auch der alten deutschen Einfalt treuer geblieben.
Seite 162 - Nacheiferer wecke man, nicht Nachahmer. Je beßer den Alten erkannt, um so weniger geplündert: desto glücklicher nachgebildet, desto eher erreicht. Und das endlich ist kopirendes Original, wo keine Kopie sichtbar ist, wo man sich an einem Griechischen Nationalautor zum Schriftsteller seiner Nation und Sprache schaffet: wer dies ist, der schreibt für seine Littcratur!
Seite 312 - Da ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und war klug wie ein Kind und hatte kindische Anschläge; da ich aber ein Mann ward, tat ich ab, was kindisch war.
Seite 215 - Er hätte aus unsern alten dramatischen Stücken, welche er vertrieb, hinlänglich abmerken können, daß wir mehr in den Geschmack der Engländer als der Franzosen einschlagen; daß wir in unsern Trauerspielen mehr sehen und denken wollen, als uns das furchtsame französische Trauerspiel zu sehen und zu denken gibt; daß das Große, das Schreckliche, das Melancholische besser auf uns wirkt als das Artige, das Zärtliche, das Verliebte; daß uns die zu große Einfalt mehr ermüde als die zu große...
Seite 40 - Wahrlich! die schönsten und edelsten Klangworte unserer Sprache sind erschaffen, wie ein Silberton, der in einer reinen Himmelsluft auf einmal ganz hervor tritt: sie wurden bei ihrer Geburt in das süße Meer des Wohllautes getaucht, und sind, wie im lebendigen Gefühl der Sache gebildet." Die daraus entwickelte Perspektive für die künstlerische literarische Spracharbeit lautet: "Wohl den Schriftstellern unter uns, die da schreiben, als ob sie hören, die da dichten, als ob sie sängen.
Seite 76 - Wo steht unsre deutsche Sprache? In allen Staaten ist zu unsrer Zeit die Prose die Sprache der Schriftsteller, und die Poesie eine Kunst, die die Natur der Sprache verschönert, um zu gefallen. Gegen die Alten und gegen die wilden Sprachen zu rechnen, sind die Mundarten Europens mehr für die Überlegung, als für die Sinne und die Einbildungskraft.
Seite 28 - daß wohl an dem allen so etwas daran sein könne;« sondern genaue Bestimmung - Beispiele, die jedesmal das Allgemeine in einzelnen Fällen zeigen - Beweise, aus der Natur, aus der Geschichte dieser und aus der Natur und Geschichte anderer Sprachen genommen - philosophische Beobachtungen, die sich in Grundsätze von selbst zu verwandeln scheinen. Der ganzen Nation wäre ein solches Buch ein Schatz: ein Schatz für ihre ganze Literatur: denn der Genius, der über die Wissenschaften eines Volks wachet,...

Bibliografische Informationen