Deutsche Rundschau, Band 85

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Rudolf Pechel
Gebrüder Paetel, 1895
 

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Häufige Begriffe und Wortgruppen

Beliebte Passagen

Seite 78 - Kräfte zu dem, was ihnen die Vernunft auch ohne so viel traurige Erfahrung hätte sagen können, nämlich: aus dem gesetzlosen Zustande der Wilden hinauszugehen und in einen Völkerbund zu treten; wo jeder, auch /der kleinste Staat seine Sicherheit und Rechte, nicht von eigener Macht oder eigener rechtlichen Beurteilung, sondern allein von diesem großen Völkerbunde (Foedus Amphictyonum), von einer vereinigten Macht und von der Entscheidung nach Gesetzen des vereinigten Willens erwarten könnte.
Seite 248 - Wärterin dabei stehen und mit den Händen bereit sein, wenn sie in einer Art Verlies, das wir gebaut, mit dem Kopf nach vorn oder seitwärts fallen wollte. Das kam mir kurios vor. Und doch mußte ich später lachen, als sie zur Ruhe war und die Weiber erzählten, wie sie eines Nachts, als die Wärterin...
Seite 113 - Aufräumen neulich fiel sie mir in die Hände, und ich lege sie nun doch bei. Ludwig vergleicht mich hier mit den großen italienischen Koloristen, bei welchen man keine Zeichnung gewahren könne. Daß ich nicht zeichnen kann, ist sehr wohl möglich ; unwahr aber, daß jene Italiener, weil sie viel Farbe hatten, es nicht gekonnt haben! Es ist so uneigentlich und unklug gesagt als möglich. Es kommt daher, weil die Uhrenmacherei des psychologischen Räderwerkes, der rasselnde und knarrende Mechanismus...
Seite 243 - Grüne Heinrich" nicht mißfällt in seiner jetzigen Gestalt, nachdem ich ihn mühsam genug gewaschen und gestriegelt habe. Sonst scheint mir nicht viel Vergnügen daraus zu erwachsen; denn nun kommen die sogenannten Kritiker, und anstatt das jetzige Buch aus sich heraus Zu beurteilen, vergleichen sie es in philologischer Weise mit dem alten, um ihre Methode zu zeigen, und zerren so das Abgestorbene herum und lassen das Lebendige liegen, denn das verstehen sie ja einmal. Es ist ungefähr die Situation,...
Seite 101 - Jahren, als ich von einer Nachbarin sagen hörte, man werde ihre Vermählung feiern. Ich verstand «Vermehlung» und träumte gleich darauf von ihr, dh von der Person, wie sie entkleidet, in einen Backtrog gelegt und mit Mehl eingerieben und zugedeckt wurde, und dieser Traum hinterließ mir einen sehnsüchtig-traurigen Eindruck, der mich lange Jahre trotz allen Gelächters nie verließ.
Seite 77 - Es soll kein Friedensschluß für einen solchen gelten, der mit dem geheimen Vorbehalt des Stoffs zu einem künftigen Kriege gemacht worden.
Seite 108 - Jahre fähig bleibe. Das Altern ist ja bei jedem verschieden. Ich habe den Aberglauben, daß jeder irgend einmal macht, was ihm zukommt, früh oder spät, wenn er nur leben bleibt.
Seite 222 - Meer, ihr Jünger, nur von einem Geschmack durchdrungen ist, vom Geschmack des Salzes, also ist auch, ihr Jünger, diese Lehre und diese Ordnung nur von einem Geschmack durchdrungen, vom Geschmack der Erlösung.
Seite 89 - Wogen haben sich soweit gelegt, daß sie da und dort bereits zu ebben beginnen und die Reihe des Ängstlichwerdens schon an manche der Bewegungsleute kommt. Ich hoffe die ganze Geschichte bei guter Muße in einem artigen historisch-politischen Traktätlein beschreiben zu können, um auch etwas Derartiges zu hinterlassen.
Seite 236 - Die innere Bedeutung soll sodann die sein: Ich habe beobachtet, wie überall von Philistern und Unberufenen jetzt mit Vorliebe die arme Frau von Milo aufgepflanzt wird, um Bildung und Schönheitssinn zu beurkunden, weil sie hören und sehen, daß die Figur so hoch gehalten wird. Zugleich verschaffen sie sich dadurch ungestrast eine fortwährende banale Augenweide...

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