Briefwechsel zwischen Jacob und Wilhelm Grimm aus der Jugendzeit

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H. Böhlau, 1881 - 541 Seiten
 

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Häufige Begriffe und Wortgruppen

Beliebte Passagen

Seite 98 - Sie wollen nichts von einer historischen genauen Untersuchung wissen, sie lassen das Alte nicht als Altes stehen, sondern wollen es durchaus in unsere Zeit verpflanzen, wohin es an sich nicht mehr gehört, nur von einer bald ermüdeten Zahl von Liebhabern wird es aufgenommen.
Seite 492 - Von jetzt an beginnt die ruhigste, arbeitsamste und vielleicht auch die fruchtbarste Zeit meines Lebens. Nach Strieders erfolgtem Tode, hatte ich endlich den früher gewünschten Platz bei der Kasseler Bibliothek erlangt, an der auch nun Wilhelm ein Jahrlang früher arbeitete.
Seite 492 - Jahre 1815 erfolgte, würde ich vorgerückt sein, aber mehr wert als eine Beförderung war mir die Hoffnung, daß mein Bruder, der die diplomatische Laufbahn aus mehr als einem Grunde 1 ; zu verlassen sehnlich wünschte, die Stelle erhalten könnte. Wir waren bisher nie getrennt gewesen und entschlossen, so lange es in unsern Kräften stehe, beisammen zu bleiben, aber ein solches gemeinschaftliches Amt erfüllte unsern liebsten Wunsch. Fast gegen Erwartung wurde die Bitte gewährt.
Seite 59 - Zukunft etwas mehr dran wenden können und immer zusammenvereinigt, - denn, lieber Wilhelm, wir wollen uns einmal nie trennen, und gesetzt, man wollte einen anderswohin thun, so müßte der andere gleich aufsagen. Wir sind nun diese Gemeinschaft so gewohnt, daß mich schon das Vereinzeln zum Tode betrüben könnte.
Seite 203 - Hier mußt' ich einige Zeit warten, darauf trat er selbst hinein, ganz schwarz angezogen mit den beiden Orden und ein wenig gepudert. Ich hatte nnn sein Bild oft gesehen und wußte es auswendig, und dennoch, wie wurde ich überrascht über die Hoheit, Vollendung, Einfachheit und Güte dieses Angesichts. Er hieß mich sehr freundlich sitzen und fing freundlich an zu reden, was er gesagt, sag...
Seite 460 - Heinrich; da der Druck langsam geht, kannst Du sie wohl noch gebrauchen und wenigstens das Wichtigste hinten bei den Druckfehlern berühren. Stoff zu Aufsätzen bringe ich genug mit heim, Gott gebe mir nur Ruhe und Zufriedenheit; besonders kannst Du Dich im voraus auf sehr schöne serbische Poesien freuen, wovon ich Text und Übersetzung habe.
Seite 72 - Regierung zu werden, aber alles war versperrt, und mit genauer Noth erlangte ich endlich den Akzeß beim Sekretariat des Kriegskollegiums und 100 Rthlr. Gehalt (ohngefähr Jan. 1806). Die viele und geistlose Arbeit wollte mir wenig schmecken, wenn ich sie mit der verglich, die ich ein Vierteljahr vorher zu Paris verrichtete, und gegen die neumodische Pariser Kleidung mußte ich in steifer Uniform mit Puder und Zopf stecken. Dennoch war ich zufrieden und suchte alle meine Muße dem Studium der Literatur...
Seite 203 - Viser geben. Ich blieb fast eine Stunde da, er sprach so freundlich und gut, daß ich dann immer nicht daran dachte, welch ein großer Mann es sei, als ich aber weg war oder wenn er still war, da fiel es <mir> immer ein, und wie gütig er sein müsse und wenig stolz, daß er mit einem so geringen Menschen, dem er doch eigentlich nichts zu sagen habe, reden möge.
Seite 204 - Nadel darin, recht ähnlich und überhaupt schön componirt und gehalten und habe ihm viel Freude gemacht. Ich sagte, daß Bettine selbst nach Berlin geschrieben, daß es nicht ganz ähnlich. Er antwortete: »Ia, es ist ein liebes Kind, wer kann sie wohl malen, wenn noch Lucas Kranach lebte, der war auf so etwas eingerichtet.
Seite 475 - Creuzer hat mir gesagt, daß ihn (Goethe) besonders die Prosaübersetzung bei der Edda gefreut, er redet noch immer von einer ähnlichen Arbeit beim Homer. Ich mochte ihm nichts davon sagen, sowie überhaupt von nichts Nahliegendem anfangen.

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