Krieg und Friede: zwei Briefe an Ernst Renan nebst dessen Antwort auf den ersten

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Hirzel, 1870 - 66 Seiten
 

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Seite 32 - ... dasselbe ausübt? woher die sonderbare Vorstellung, daß es nicht bloß für Waterloo, das ihm eine Niederlage und den endgültigen Sturz des ersten Kaiserreichs mit seiner Herrlichkeit brachte, sondern auch für Sadowa, wo es keinen Mann und keinen Fußbreit Landes verlor, Genugthuung, Rache zu nehmen habe? Woher anders als daher, daß zu den offenen Wunden Frankreichs nicht bloß, was Sie als solche bezeichnen, der Mangel einer allgemein anerkannten Dynastie, sondern ganz besonders auch diese...
Seite 9 - Land, und bereits haben die ersten Kriegserfolge uns ein Pfand gegeben, daß einer Nation, die nur für dasjenige kämpft, wozu sie das Recht und die Macht in sich fühlt, der Erfolg unmöglich fehlen kann. Dieser Erfolg, um den wir ringen, ist einzig die Gleichberechtigung der europäischen Völker, ist die Sicherheit, daß fortan nicht mehr ein unruhiger Nachbar nach Belieben uns in den Arbeiten des Friedens stören und der Früchte unseres Fleißes berauben kann.
Seite 52 - Auffchwung des nationalen Lebens zur Folge gehabt, von den Perserkriegen der Griechen an bis zu unseren deutschen Befreiungskriegen und bis zu dem jetzigen, von dem wir für unsere inneren Angelegenheiten das Beste zu hoffen schon heute berechtigt sind. Uebrigens ist es eigen, und beweist einen merkwürdigen Umschwung der Dinge, daß ein Franzose uns Deutschen den Frieden predigt. Ein Mitglied des Volkes, das seit Jahrhunderten die europäische Kriegsfackel in Händen hielt, dem Nachbar, der immer...
Seite 51 - Ich aber sage euch, daß ihr nicht widerstreben sollt dem Übel, sondern so dir jemand einen Streich gibt auf deinen rechten Backen, dem biete den andern auch dar.
Seite 55 - Nur eingetreten, eingetreten in den deutschen Staat! so ruft jetzt die Geschichte; der Augenblick ist da, die Fluth geht hoch, nicht noch einmal gewartet bis die Ebbe euer Schiff auf den Sand setzt. Nur jetzt nicht lange gemarktet, nicht viele Bedingungen gemacht; daß wir uns alle, alle einigen, ist die Hauptsache, das weitere, soweit es gut ist, wird sich finden. Und wenn Zureden nicht hilft, so können wir auch drohen.
Seite 47 - ... Niederlage, Genugtuung haben wollte, wird für Wörth und Metz, für Sedan und Paris zehnfach um Rache schreien, wenn wir ihm auch weiter nichts zuleide tun, als daß wir es so oft geschlagen haben. Wir verbessern also unsere Lage für die Zukunft im mindesten nicht, wenn wir es schonen, im Gegenteil, wir verschlechtern sie. Da wir von seinem guten Willen unter keinen Umständen etwas zu erwarten haben, müssen wir darauf bedacht sein, daß sein übler Wille uns fortan nicht mehr schaden kann.
Seite 22 - Machen wir diesem verhaßten Handel so rasch wie möglich ein Ende; treten wir alles ab, Elsaß, Lothringen; unterzeichnen wir den Frieden; dann aber Haß auf den Tod, Vorbereitungen ohne Rast, Allianz mit wem es sich trifft...
Seite 25 - Prineip der europäischen Föderation kann so eine Grundlage der Vermittlung bilden, ähnlich derjenigen, die im Mittelalter die Kirche bot. Man ist bisweilen versucht, eine verwandte Rolle den demokratischen Tendenzen und der Bedeutung zu leihen, die in unsern Tagen die soeialen Probleme gewinnen.
Seite 46 - Rache kochen für diejenigen, die ihr diese beigebracht haben. Das aber wird sie thun, ob wir ihr dazu auch noch Land abnehmen oder nicht. Ein Volk das für Sadowa, also für eine ihm ganz fremde Niederlage...
Seite 22 - Retten wir Frankreichs Integrität, entwickeln wir die konstitutionellen Einrichtungen, machen wir unsre Fehler gut, nicht indem wir Rache träumen für einen Krieg, worin wir die ungerechten Angreifer waren, sondern indem wir mit Deutschland und England ein Bündnis schließen, dessen Wirkung sein wird, die Welt auf dem Wege der freien Gesittung weiterzuführen.

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