Bd. Dramen II (1844-1851) Maria Magdalene. Ein Trauerspiel in Sicilien. Julia. Herodes und Mariamne

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B. Behr, 1905
 

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Beliebte Passagen

Seite 117 - Anschauungsart, in den Dingen nicht die Dinge selbst, sondern immer die Symbole der Natur oder der Geschichte zu erblicken, habe ich während des Brandes beständig nicht das mir bekannte Hamburg, sondern das uralte Karthago, zuweilen auch das von einer Bacchantin in Brand gesteckte Persepolis vor Augen gehabt. Meine Phantasie ist durch das starre Schreckensbild gelähmt, sie wird sich nicht eher wieder frei und lebendig regen, als bis diese drei ungeheuren Nächte in das Drama hineingearbeitet sind.
Seite 321 - Es gibt nur eine Notwendigkeit, die, daß die Welt besteht, wie es aber den Individuen darin ergeht, ist gleichgültig, ein Mensch, der sich in Leid verzehrt und ein Blatt, das vor der Zeit verwelkt, sind vor der höchsten Macht gleich viel und so wenig dies...
Seite 81 - Jetzt bin ich wieder frei, und es kommt etwas aus mir heraus. Wer einer ist wie ich, der hat eigene Lebensbedingungen, er kann nun einmal nicht eine Schema-Existenz führen, er muß nach oben und nach unten greifen und wird freilich oft ein Menschenfresser. Gott hat das so eingerichtet.
Seite 331 - Das ungeheure Weh der Welt muß euch gar nicht berühren, denn so groß könnte der Schmerz um das Einzelne gar nicht werden, wenn ihr irgendeinen Schmerz um das Ganze hättet...
Seite 26 - Geschlecht ruht; der Mensch, wenn er sich auch in der heiligsten Begeisterung der Gottheit zum Opfer weiht, ist nie ein ganz reines Opfer, die Sündengeburt bedingt den Sündentod...
Seite 264 - Das Leben ist eine furchtbare Notwendigkeit, die auf Treu und Glauben angenommen werden muß, die aber keiner begreift, und die tragische Kunst, die, indem sie das individuelle Leben der Idee gegenüber vernichtet, sich zugleich darüber erhebt, ist der leuchtendste Blitz des menschlichen Bewußtseins, der aber freilich nichts erhellen kann, was er nicht zugleich verzehrte.
Seite 13 - Der Mensch bedarf zur vollständigen Entfesselung des Inneren immer des Äußeren; was wir uns bloß vorstellen (und wärs ein Mensch) ist ein Theil unserer selbst und hat keine Gränze; es unterscheidet sich kaum noch von einem Erzeugnis der Phantasie und wirkt nicht mehr frei und bestimmt. Ein Bild dagegen lebt ein selbständiges Leben, es spricht mit seiner stummen Sprache in alle Seelenzustände und geistige Erlebnisse hinein, es giebt so weit einen Ersatz, als das durchaus Unersetzliche ihn...
Seite 354 - Denn alles Leben ist gefrorne Liebe, Vereister Gotteshauch, in tausend Flocken Erstickt, und Zacken, drin er starren bliebe, Wenn nicht, obgleich die Wechselhäfte stocken, Im tiefsten ihn ein dunkler Drang erregte, Ihn fort und immer weiter fort zu locken, Bis er den Kreis, in dem er sich bewegte, Den weitern Ring stets um den engern tauschend. Zurück bis auf der Ringe letzten legte, Und nun, hinaus...
Seite 238 - Kamisol, der, wie er sagt, die ,Mühlsteine als Halskrausen trägt, statt damit in's Wasser zu gehen', gehört vielleicht zu meinen höchsten Gestalten. Es wird wieder eine neue Welt, kein Pinselstrich erinnert an die vorher von mir geschaffenen beiden Stücke; ganz Bild, nirgends Gedanke, aber in letzter Wirkung, wenn mich nicht Alles trügt, von niederschmetternder Gewalt, bei alledem sogar voll Versöhnung, aber freilich nicht zur Befriedigung des kritischen Pöbels.
Seite 278 - Gang, wir wechselten die geheimen Zeichen, an denen die Ordensbrüder sich einander zu erkennen geben, aus, und vertieften uns in die Mysterien der Kunst. Mit Heine kann man das Tiefste besprechen und ich erlebte einmal wieder die Freude einer Unterhaltung, wo man bei dem Anderen nur anzuticken braucht, wenn man den eigensten Gedanken aus seinem Geist hervor treten lassen will. Das ist sehr selten.

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