Wilhelm von Humboldt: Charakteristik und Lebensbild

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M. Niemeyer, 1919 - 102 Seiten
 

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Häufige Begriffe und Wortgruppen

Beliebte Passagen

Seite 8 - Ich kann mir Schritt vor Schritt' nachweisen, wie ich alles durch Dich geworden bin, teures, geliebtes Wesen, wie selbst, was mir angehört, sich höchstwahrscheinlich nie entwickelt hätte, und wie das Gefühl der vollsten natürlichsten und höchsten Weiblichkeit, was keine Frau auf Erden so wie Du gibt, indem es schon in mir eine Stimmung fand, die gern und tief darin einging, eine Eigentümlichkeit in mir ausgebildet hat, an der alles andere hängt, und die außer Dir kein Mensch so kennt oder...
Seite 55 - Deutschland muß frei und stark sein, nicht bloß, damit es sich gegen diesen oder jenen Nachbarn oder überhaupt gegen jeden Feind verteidigen könne, sondern deswegen, weil nur eine auch nach außen hin starke Nation den Geist in sich bewahrt, aus dem auch alle Segnungen im Innern strömen...
Seite 47 - Gelehrten — die unbändigste und am schwersten zu befriedigende Menschenklasse — mit ihren sich ewig durchkreuzenden Interessen, ihrer Eifersucht, ihrem Neid, ihrer Lust zu regieren, ihren einseitigen Ansichten, wo jeder meint, daß nur sein Fach Unterstützung und Beförderung verdiene, mich umlagern, wie dann noch jetzt Unannehmlichkeiten und Zänkereien mit ändern Kollegien und Menschen hinzukommen, davon hast Du, teures Kind, keinen Begriff.
Seite 55 - ... Deutschland muß frei und stark sein, nicht bloß, damit es sich gegen diesen oder jenen Nachbarn, oder überhaupt gegen jeden Feind verteidigen könne, sondern deswegen, weil nur eine auch nach außen hin starke Nation den Geist in sich bewahrt, aus dem auch alle Segnungen im Innern strömen; es muß frei und stark sein, um das, auch wenn es nie einer Prüfung ausgesetzt würde, notwendige Selbstgefühl zu nähren, seiner Nationalentwicklung ruhig und ungestört nachzugehen und die wohltätige...
Seite 53 - Allein ich bin doch eigentlich der einzige, der die Beruhigung genießt, von Anfang an die Sache keinen Augenblick verlassen zu haben; ich habe überdies immer mit demselben Geiste, seit ich nach Wien kam, gewirkt und auf diesen einen Punkt hingearbeitet, und dadurch denn doch sehr die, welche am Ende handeln mußten, in das rechte Geleis geführt und darin erhalten.
Seite 15 - Veschäfti» gung mit einzelnen Individuen, das allein ist doch das, was dem Leben Wert gibt. Reicher und immer reicher und voll inneren, stillen, über sich selbst brütenden Lebens das Leben zu verlassen, ist, je näher man dem Augenblick kommt, meiner Empfindung nach, immer mehr das Ziel, was alle Wünsche verschlingt. Es mag, um dies ebenso zu empfinden, eine gewisse Innerlichkeit notwendig sein, die nicht allen Menschen eigen ist und von der es vielleicht gut sein mag, daß sie nicht allzu viele...
Seite 13 - Überzeugung trösten, daß er doch eigentlich nicht für das äußere Wirken geboren sei, wozu man eine bestimmtere und mehr elastische Kraft haben und auch mehr in der Wirklichkeit befangen sein müsse, und ohne jede Spur von Bitterkeit zog sich sicherlich derjenige ins Privatleben zurück, der schreiben konnte: „Überhaupt ist es das Schicksal des Lebens, daß es immer eine Macht gibt, die einen anfangs trägt, hebt, unterstützt, aber am Ende auftritt und sagt, daß man ihr...
Seite 12 - Augenblick alles dafür aufopfern, hängt. Ich weiß wohl, daß man dies nicht glaubt, und daß selbst unter den Guten viele meinen, daß Wohl oder Verderben des Staates mir gleichgültig wären, und ich die Geschäfte nur so wie ein interessantes Spiel behandelte, meine Kräfte daran zu üben. Ich halte freilich nichts von dem Lamentieren, wenn man nicht handeln kann, noch weniger von dem ewig und eifrig Wichtigtun, und von dem selten von Eigenliebe freien Zudrängen, um zu retten; allein, wenn...
Seite 10 - Aber ich habe mich für das ganze Leben in dem Hange bestärkt, in tiefer Stille was ich liebe, die Natur und mich selbst zu genießen und daraus eine solche Nuhe zu schöpfen, daß das mancherlei Fremdartige, was jeder im Leben und immerfort tun muß, mich nie mißmutig oder gar bitter macht. Das Leben leicht tragen und tief genießen ist ja doch die Summe aller Weisheit.
Seite 36 - Proceß des Künstlers und Poeten, über die Natur der Poesie und ihre Gattungen noch mag gesagt werden, es wird Ihren Behauptungen nicht widersprechen, sondern diese nur erläutern, und es wird sich in Ihrem Werke gewiß der Ort nachweisen lassen, in den es gehört, und der es implieit

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