Voltaire: sechs Vorträge, Band 9

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G. Hirzel, 1870 - 445 Seiten
 

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Beliebte Passagen

Seite 331 - ... schuldig sei, hatte er eine andere Vorstellung als dieser. Einige Tage vorher hatte er ihn gebeten, ihm genau zu sagen, was unter so ernsten Umständen seine wirkliche Denkart sei. Voltaire ließ sich Schreibzeug geben und schrieb die Worte, die noch heute die Pariser Bibliothek aufbewahrt: „Jch sterbe in Anbetung Gottes, in Liebe zu meinen Freunden, ohne Haß gegen meine Feinde und mit Verwünschung des Aberglaubens.
Seite 362 - Und es werden Zeichen geschehen an Sonne und Mond und Sternen; und auf Erden wird den Leuten bange sein, und sie werden zagen, und das Meer und die Wasserwogen werden brausen, und die Menschen werden verschmachten vor Furcht und vor Warten der Dinge, die kommen sollen auf Erden; denn auch der Himmel Kräfte werden sich bewegen.
Seite 343 - Er hat sein Pfund nicht vergraben, sondern damit gewuchert, wie — mit seinem Vermögen. Er hat gearbeitet wie Wenige, und Arbeit verdient immer Hochachtung. Gewirkt aber hat er wie noch Wenigere, und da er auch für uns gewirkt hat, verdient er vor Vielen unfern Dank. Er hat die Atmosphäre des menschlichen Denkens von einer Menge sauler Dünste befreit.
Seite 66 - Die Eigenschaft des Alexandriners, sich in zwei gleiche Hälften zu trennen, und die Natur des Reims, aus zwei Alexandrinern ein Couplet zu machen, bestimmen nicht bloß die ganze Sprache, sie bestimmen auch den ganzen inneren Geist dieser Stücke, die Charaktere, die Gesinnungen, das Betragen der Personen. Alles stellt sich dadurch unter die Regel des Gegensatzes...
Seite 244 - der fest überzeugt war, daß «ach dem Tode einer Biene ihr Summen nicht fortdauere. Er meinte mit Epikur und Luerez, daß nichts lächerlicher sei, als ein unausgedehntes Wesen vorauszusetzen, das ein ausgedehntes regiere und noch dazu so schlecht. Er fügte hinzu, es sei äußerst ungereimt, Sterbliches mit Unsterblichem zu verbinden. Er sagte, unsere...
Seite 227 - Mein armes Kind," antwortet sie ihm, „willst du, daß ich dir die Wahrheit sagen soll? Man hat mir einen Namen gegeben, der mir nicht zukommt; man nennt mich Natur und ich bin doch ganz Kunst." Hätte er begriffen: die Natur ist Natur und Kunst zugleich, ist unbewußte Kunst, so wäre es ein tiefes, fruchtbares Wort, was er ihr in den Mund legt; Voltaire aber meint: von außen...
Seite 244 - Wesen der Welt überhaupt, gemacht sei, um zu sein und nicht mehr zu sein. Seine Meinung war, daß diese Vorstellungsweise über alle Widerwärtigkeiten des Lebens tröste, weil diese vorgeblichen Widerwärtigkeiten unvermeidlich sind; auch pflegte dieser Mann, nachdem er so alt geworden, wie Temotrit, wie dieser über alles zu lachen.
Seite 2 - Ergebniß des Zusammenspiels gar verschiedener Kräfte, die in ihm durcheinandergingen , reiner und unreiner Triebfedern, die ihn gleichermaßen bewegten. Mein Name ist Legion ! konnte Voltaire's Dämon mit jenem des Gergeseners sprechen; in der Legion waren aber neben den bösen auch zahlreiche gute Geister, und selbst von den ersteren eigneten sich nur wenige, in Schweine, wohl aber manche, in Katzen oder Affen zu fahren.
Seite 84 - Befchlag belegte, den Verleger in die Bastille setzte, bei dem abwesenden Verfasser eine Haussuchung vornehmen ließ und ihm selbst am 8. Mai 1734 einen Verhaftsbefehl nach Monjeu nachschickte, wo man ihn bei der Hochzeitsfeier des Herzogs von Richelieu wußte. Doch gewarnt durch einen Brief des Freundes Argental, hatte Voltaire schon zwei Tage vorher das Weite gesucht und trieb sich in Lothringen und weiterhin am Rhein umher, während in Paris am 10. Juni sein Buch als „anstößig, der Religion,...
Seite 153 - Und kurz und gut den Grund zu fassen, Warum die List, Dem Juden nicht gelungen ist ; So fällt die Antwort ohngefähr: Herr V** war ein größrer Schelm als er.

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