Die Zeit Constantin's des Grossen von Jacob Burckhardt

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Schweighauser'sche Verlagsbuchhandlung, 1853 - 512 Seiten
 

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Häufige Begriffe und Wortgruppen

Beliebte Passagen

Seite 276 - Wir flehen zu dir höchster Urheber aller Dinge, dessen Namen so viele sind als du den Völkern Zungen gegeben hast , ohne dass wir wissen , welchen Namen dein eigener Wille verlangt; es sei nun in dir eine göttliche Kraft und Intelligenz, durch welche du in die ganze Welt ergossen, dich mit allen Elementen vermischest und ohne irgend eine Kraft von aussen dich selbst bewegest; oder du seist eine Macht über allen Himmeln...
Seite 359 - der alle vorhandenen physischen Kräfte und geistigen Mächte mit Besonnenheit zu dem einen Zwecke benützt, sich und seine Herrschaft zu behaupten, ohne sich irgendwo ganz hinzugeben...
Seite 360 - Notwendigkeit" genannt hat. Es ist jene wundersame Verkettung von Thatcn und Schicksalen, in welche der höher begabte Ehrgeizige wie von einer dunkeln Macht hineingezogen wird. Vergebens ruft das Rechtsgefühl ihm seinen Protest entgegen, vergebens steigen Millionen Gebete der Unterdrückten zur Nemesis empor; — der große Mensch vollzieht, oft ohne Wissen, höhere Beschlüsse, und ein Weltalter drückt sich in seiner Person aus, während er selber seine Zeit zu beherrschen und zu bestimmen glaubt,...
Seite 158 - Sodann aber war die Zeit gekommen, da der Mensch in ein ganz neues Verhältnis zu den sinnlichen wie zu den übersinnlichen Dingen treten sollte, da Gottes- und Nächstenliebe und die Abtrennung vom Irdischen die Stelle der alten Götter- und Weltanschauung einnehmen sollten
Seite 429 - Wenn der Kaiser den Namen Augustus empfangen hat, so ist man ihm wie einem gegenwärtigen und leibhaftigen Gott Treue, Gehorsam und rastlosen Dienst schuldig. Denn im Frieden und im Krieg ist es ein Dienst Gottes, wenn man dem treu anhängt, der auf Gottes Anordnung herrscht".
Seite 445 - Es liegt ein Zug in der Natur des Menschen, daß er, verloren in der großen, bewegten äußern Welt, sich und sein eigenes Selbst in der Einsamkeit wiederzufinden sucht.
Seite 330 - Hat nun das Altertum die Ausbildung der Rede und des Schreibens nicht überschätzt? Hätte es nicht besser getan, die Köpfe der Knaben und Jünglinge mit nützlichen Realien anzufüllen? Die Antwort ist, daß wir darüber gar nicht zu entscheiden berechtigt sind, solange uns selber im Reden und Schreiben die Formlosigkeit überall nachgeht, solange von hundert unserer Gebildeten vielleicht kaum einer von der wahren Kunst des Periodenbaues eine Ahnung besitzt.
Seite 387 - Erfolg batte, bestand darin, den ersten großen Beschützer der Kirche um jeden Preis zu einem Ideal der Menschheit in seinem Sinne, vor allem zu einem Ideal für künftige Fürsten zu machen. Darob ist uns das Bild eines großen, genialen Menschen verloren gegangen, der in der Politik von moralischen Bedenken nichts wußte und die religiöse Frage durchaus nur von der Seite der politischen Brauchbarkeit ansah.
Seite 401 - In einem genialen Menschen, dem der Ehrgeiz und die Herrschsucht keine ruhige Stunde gönnen, kann von Christentum und Heidentum, bewußter Religiosität und Irreligiosität gar nicht die Rede sein; ein solcher ist ganz wesentlich unreligiös, selbst wenn er sich einbilden sollte, mitten in einer kirchlichen Gemeinschaft zu stehen.

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